„Das Vermögen der Deutschen wächst“ – auch ohne Aktien

„Das Vermögen der Deutschen wächst“, so betitelte heute das Handelsblatt in ihrer Print-Ausgabe einen Bericht über eine neue Studie der Deutschen Bundesbank.
In dieser Studie wurden 5.000 deutsche Haushalte zu ihrem Vermögen befragt. Quintessenz des Artikels ist, dass das durchschnittliche Nettovermögen vom Jahr 2010 auf 2014 um ca. 20.000,- Euro gestiegen ist. Laut Handelsblatt streiten sich derzeit die Experten darüber, ob die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird oder nicht. Hier ist es oft Interpretationssache, was arm und was reich ist.
Fakt ist, Vermögen ist laut der Studie oftmals an Immobilienbesitz gekoppelt. Ca. 44 Prozent der Befragten haben demnach Eigentum am Hauptwohnsitz. Dies beziffert sich in Euro auf einem Durchschnittswert von 231.400,- .
Bei den Finanzanlagen findet man allerdings das bereits bekannte Bild: Die Deutschen sind sehr konservative Anleger und scheuen die Aktie wie der Teufel das Weihwasser. Nur 10% der Deutschen hielten im Jahr 2014 Aktien, dies war sogar 1%-Punkt weniger als in der Befragung 2010.
Belegschaftsaktien treiben Aktieninteresse
Für eine Verdeutlichung dieser Thematik treibe ich mich immer sehr gerne auf den Seiten des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) herum. In einer Studie vom Februar 2016 stellte das DAI zwar ein gestiegenes Interesse an Aktienanlagen fest, allerdings kommt dies vor allem aus einer gestiegenen Anzahl von Aktionären mit Belegschaftsaktien.

Mit dem Aktienkauf aus der Eigeninitiative heraus tun sich die Deutschen immer noch sehr schwer. So halten laut DAI ca. 44% der Befragten eine Aktienanlage langfristig für unsicher und riskant!
Mehr als die Hälfte, besser gesagt 55% der befragten halten eine Anlage in Aktien für kleine Beträge nicht sinnvoll! Und der absolute Gipfel dieser Befragung ist, dass selbst wenn die Deutschen 10.000,- Euro geschenkt bekommen würden, welche sie für 25 Jahre anlegen müssten, würden 55% der Befragten keinen Cent des Betrages in Aktien investieren!
Trotz Top-Unternehmen spielen Aktien kaum eine Rolle im Vermögen der Deutschen
Dies alles zeigt, was wir in Deutschland für eine Aktienkultur haben, nämlich nahezu gar keine. Viele Deutsche sind stolz auf ihre Unternehmen und kaufen mit gutem Gefühl und Qualitätsbewusstsein Produkte von Adidas, Henkel, Beidersdorf, BMW, Daimler und nach wie vor auch Volkswagen, aber kaum einer möchte sich an diesen Unternehmen beteiligen.
Daher halte ich es für leidig, immer auf eine Kluft zwischen arm und reich zu schimpfen, wenn sich die Einstellung der Deutschen zu ihrem Geld und Vermögen nur so wenig ändert. Die Präsidentin des Deutschen Aktieninstitutes, Frau Christine Bortenlänger sagte dazu einmal: „Hätten deutsche Sparer seit 2001 nur jeden vierten Spargroschen in Aktien investiert, wäre das Geldvermögen der Deutschen heute um mehr als 100 Milliarden Euro höher“.
Es bleibt spannend zu sehen, ob die niedrigen Zinsen und auch die immer größere Beliebtheit von Finanzblogs dazu führt, eine stabile Aktionärsschicht in Deutschland zu etablieren. Vor allem im Bezug auf die gestiegenen Herausforderungen zur Altersvorsorge, wäre dies wünschenswert.